Da steht man nun… die Yogalehrerausbildung absolviert, super motiviert und dann die Frage: Was jetzt?
So ging es mir als ich vor mehr als 3 Jahren meine Yogalehrerausbildung absolviert hatte. Ich selbst praktiziere seit meinem ersten Jahr an der Universität Yoga. Ich wollte es einfach mal ausprobieren und schauen, ob es etwas für mich ist. Und siehe da: fast zwei Jahrzehnte später unterrichte ich selbst Yoga.
Und nachdem ich nun seit geraumer Zeit selbst unterrichte, von Anfängern über Mittelstufen über Rückenyoga und nicht zuletzt Schwangeren- und Beckenbodenyoga, wollte ich mal Revue passieren lassen, was eigentlich meine wichtigsten Learnings im ersten Jahr als Unterrichtende war.
1. Finde deine eigene Stimme
Komisch, aber wahr. Eines meiner wichtigsten Learnings war folgendes: Ich selbst bin der völlige Einsiedlerkrebs, wenn ich zum Yoga gehe. Typischerweise läuft es bei mir so ab: reingehen, Hallo sagen, umziehen, ohne mit jemandem zu sprechen auf die Matte und schon mal in die Anfangsentspannung legen oder ein bisschen stretchen, Yogastunde machen, einen Tee trinken, ohne mit jemandem zu reden, umziehen, Tschüss sagen.
Obwohl ich also im normalen Alltag der superkommunikative Mensch bin, ist meine Yogapraxis mein absoluter Rückzugsort. Da braucht es für mich keinen intensiven Austausch oder sonstiges.
Als ich in meiner Ausbildung war, dachte ich immer, dass ich bestimmt auch so unterrichten werde: konzentriert, reduziert, fokussiert. Tatsächlich hat sich das im Laufe meines ersten Jahres als Yogalehrerin total verändert. Heute bin ich der fokussierte Typ, der aber durchaus auch mal einen doofen Spruch zwischendurch fallen lässt.
Ich erkläre gerne auch mal mehr zur korrekten Ausführung der Asanas und weshalb wir sie üben. Weshalb Pranayama für mich das Herz des Yogas ist. Und das wir Asanas und Pranayama eigentlich nur üben, um besser Meditieren zu können.
Nicht unbedingt das Gegenteil, aber sicherlich anders, als ich meine eigenen Stunden bis dahin so wahrgenommen habe. Und siehe da: Auch ich tausche mich mittlerweile mehr im Yogastudio mit anderen aus, wenn auch nicht in dem Maße, wie im Alltag.
2. Plane deine Stunden, aber sei fähig, dich anzupassen
Wenn man offene Yogastunden unterrichtet, weiß man nie so genau, wer einem da eigentlich gegenüber sitzen wird. Welche Wehwehchen, Besonderheiten oder Herausforderungen die einzelnen Teilnehmer mitbringen. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man neben dem Anfänger, den Fortgeschrittene, die Schwangere und einen rückengeplagten Teilnehmer gleichzeitig in einer offenen Stunde hat.
Deshalb war ein Learning für mich: um einen ungefähren Plan zu haben, wie die Stunde ablaufen wird, ist es immer gut eine Stundenplanung im Groben vorzunehmen. Ich mache das ganz oldschool auf Zettel. Gleichzeitig solltest Du fähig sein, so ziemlich jede Asana in Variationsmöglichkeiten anweisen zu können. Denn auch jeder Schüler braucht etwas anderes. Egal, ob sanfteres oder herausfordernderes Üben, Hilfestellungen oder Wissen.
Und wenn das mal nicht der Fall sein sollte: kein Ding! Mach Dich einfach schlau, wie Du zum Beispiel die Asana adaptieren könntest. Für das nächste Mal! Das führt auch zu meinem nächsten Learning…
3. Höre nicht auf, zu lernen
Nur, weil Du eine Yogalehrerausbildung absolviert hast, bedeutet das nicht, dass man nun “fertig” mit der eigenen Ausbildung ist.
Eine Yogalehrerausbildung ist im Grunde eine (hoffentlich) gute Grundlage für alle Themen, die Dir im Yoga über den Weg laufen. Egal, ob es dabei um das körperliche Yoga geht oder auch Wissen über Anatomie, die Philosophie oder Sanskrit. Die eigentliche Ausbildung startet aber danach. Oder geht immer weiter. Wie immer man es sehen möchte.
Wie gut Du in den einzelnen Bereichen bist und wie gut Du sie auch in deinem Unterricht einbinden kannst, wie sicher Du beim Unterrichten bist, hat auch ganz entscheidend damit zu tun, wie sehr Du Yoga in dein Leben einbindest und deine Erfahrungsbasis verbreiterst.
Learning: Du magst zwar Lehrer sein, aber Du bist dennoch immer auch Schüler. Ich schaue mir immer Unterrichtsdinge oder Anweisungen von Yogalehrern ab, die ich gerne mag und schaue, ob ich sie in meinem Unterricht integrieren kann. Außerdem besuche ich gerne Weiterbildungen oder schmökere in Yogabüchern.
4. Urteile nicht, gib keine Meinung ab
Als Yogalehrerin wirst Du häufig Dinge erfahren, die deine Yogaschüler mit Dir teilen wollen. Und egal, ob Du es auch so siehst oder überhaupt nicht ihrer Meinung bist: Dein Job als Yogalehrer ist nicht Meinungsführer zu werden oder im worst case, dafür zu sorgen, dass dein Schüler sich schlecht fühlt, weil Du eine komplett gegenteilige Meinung hast.
Als Yogalehrer bist Du auch immer ein bisschen Therapeut. Was bedeutet das? Du bist dazu da, ein offenes Ohr zu leihen, aber bestimmt nicht dazu, deinen Schülern Lösungen zu präsentieren. Egal, ob Lebensentscheidung oder kleine Lappalie. Bleibe yogisch! Urteile nicht und beurteile nicht.
5. Kümmere Dich auch um Dich
Yoga zu unterrichten hat zwei Seiten: es kann super bereichernd sein und Dir eine Menge Spaß bringen. Es kann aber auch super anstrengend sein und einen aussaugen. Was häufig damit zusammen hängt, wieviel Du in den Stunden gibst. Neben dem Anleiten, dem Teilen von Wissen, dem Korrigieren, dem Strukturieren.
Deshalb ist es wichtig, dass Du dich als Yogalehrer mindestens genauso gut um Dich kümmerst, wie Du es um deine Yogaschüler machst. Sei nett zu Dir selbst, auch, wenn die Stunde nicht ganz so läuft, wie Du es Dir vorgestellt hast. Nimm Dir Auszeiten und mache etwas nur für Dich. Und natürlich: genieße Yogaeinheiten, in denen Du folgen kannst, ohne irgendetwas zu müssen.
Du bist selbst Yogalehrerin? Du hast noch etwas hinzuzufügen? Was waren deine Learnings, nachdem Du angefangen hast, zu unterrichten? Schreib’ mir!
Hallo Karoline,
Wo hast du denn deine Ausbildung gemacht und kannst du eine gute Messe empfehlen?
Namaste
Claudia
Hallo Claudia! Ich habe meine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya gemacht. Die unterrichten das klassische Sivananda/Hatha Yoga, da ich trotz Ausflügen zum Bikram, Ashtanga, Vinyasa und Power Yoga immer wieder bei diesem Stil gelandet bin. Für mich ist dieser Yogastil am rundesten, denn es wird darauf geachtet, dass Du immer Entspannungseinheiten, Atemübungen, körperaufwärmende Übungen und dann Asanas in einer Stunde hast.
Mittlerweile gibt es ja Unmengen von Yogafestivals… Ich selbst mochte die YogaWorld in München gerne. Weil man da einen relativ großen Input aus den verschiedensten Stilen bekommt. Auch gut, um mal irgendwo reinzuschnuppern… Auch gerne mag ich die kleinen regionalen Veranstaltungen. Ob das aber etwas für einen ist, würde ich immer am Stil des Veranstalters festmachen. Willst Du dieses gerne auf eine Messe?
Herzliche Grüße Karo