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Das erwarten deine Yogaschüler von Dir als Yogalehrer!

Yogalehrer zu sein ist eigentlich ein Allround-Job. Denn neben dem eigentlichen unterrichten hast Du als Yogalehrer noch viel mehr Aufgaben – vom Rechnung schreiben, Planen deiner Stunden über Vorbereiten des Raumes und nicht zuletzt der Betreuung deiner Schüler vor, während und nach der Stunde.

Dabei bekommt man gerade vor und nach der Stunde doch so einiges von den eigenen Schülern erzählt. Egal, ob aus dem privaten, familiären oder auch beruflichen Bereich. Was auch immer ein Teil davon ist: was waren die bisherigen Erfahrungen mit Yoga und den Yogalehrern.

Dabei ist mir aufgefallen, dass immer wieder Anmerkungen, wie ein Yogalehrer doch eigentlich zu sein hätte. Witzigerweise sind diese Vorstellungen häufig ähnlich. Keine Ahnung, ob das aus der Annahme entsteht, dass Yoga im Idealfall dafür sorgt, dass man in sich selbst ruht und mit der Welt im Reinen ist – und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Deshalb sollten gerade Yogalehrer, die schließlich in die “geheime” Welt der Yogaphilosophie eingeführt wurden, diese Aspekte verinnerlicht haben und leben. Vollumfänglich.

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: jeder Yogalehrer ist auch nur ein Mensch. Außerdem: auch jeder Yogalehrer ist selbst ein Yogaschüler. Denn das ist tatsächlich eines der ersten Dinge, die ich in meiner Ausbildung gelernt habe. Vergesse nie, dass Du auch als Yogalehrer jeden Tag lernst. Beim Unterrichten. Aber idealerweise auch weil man selbst noch Yogastunden bei anderen Lehrern besucht und sein Yogawissen kontinuierlich vertieft und erweitert.

Welche Erwartungen Yogaschüler an Dich als Yogalehrerin haben können, lassen sich gut in die folgenden Punkte zusammenfassen.

Diese Erwartungen haben deine Yogaschüler an Dich!

1. Offen und freundlich sein

Eigentlich der wichtigste Punkt überhaupt. Wenn deine Yogaschüler zu Dir kommen, möchten Sie offen und freundlich behandelt werden. Denn Yoga wird häufig verbunden mit Entspannung. Das heißt für deine Schüler auch Entspannung vom Alltag und allem, was sie gerade beschäftigt – egal, ob in positiver oder negativer Weise.

Dazu gehört, dass Du deine Yogaschüler freundlich behandelst. Fpr Sie da bist. Ein offenes Ohr hast. Es heißt auch, dass man manchmal einen Yogaschüler erst einmal runterbringen muss, wenn er aufgeregt in deine Stunde geht.

Sorge als Lehrer also immer dafür, dass Du eine Atmosphäre schaffst, in der sich deine Yogaschüler wohlfühlen und entspannen können. In der sie ankommen können.

Ich selbst genieße es sehr, wenn meine Yogaschüler vor und nach der Stunde noch ein Schwätzchen halten und sich austauschen. Wenn sie einmal tief durchatmen beim Ankommen Wenn sie lächelnd die Stunde verlassen. Wenn sie mir auch mal das Feedback geben, dass sie eigentlich so gar keine Lust hatten auf Yoga heute und nach der Stunde so froh sind, dass sie da waren.

Das heißt für uns als Yogalehrer auch: egal, wie unser Tag war. Ab dem Moment, in dem dein erster Schüler das Studio betritt, ist das alles Nebensache. Schieb’ deine eigenen Emotionen und Launen zur Seite, nimm einen tiefen Atemzug und freue Dich auf deine Stunde – ohne Wenn und Aber.

2. Du hast immer ein “frisches” Yoga-Aussehen

Witzigerweise ist auch dieser Punkt einer den ich immer wieder höre. Hoffentlich nicht, weil ich es selbst nicht habe!

Als Yogalehrer wird von Dir erwartet, dass Du eigentlich immer mit einem kleinen Lächeln und gesundem Teint in Bestform und gut gekleidet deinen Yogaschülern begegnest. Ich selbst habe mich schon gefragt, ob das auch impliziert, dass man immer ein Boho-Aussehen mit wallendem legeren Kleid und dabei langen, blonden Haaren mit leichten Wellen hat. Immer. Zu jeder Zeit. Auch Sonntag morgens beim Bäcker um die Ecke.

Sorge als Yogalehrer also immer dafür, dass Du gepflegt vor deiner Klasse stehst und Dich auch um Dich kümmerst. Was immer das für Dich bedeuten mag. Egal, ob Du gerne Zeit bei der Kosmetik oder in Yogastunden für Dich verbringst. Tue das, was Dich entspannt.

Und an die Schüler gerichtet, die sich hier wiederfinden, wiederhole ich gerne nochmal: Auch Yogalehrer sehen mal so aus, als wären sie durch den Wind!

3. Du ruhst immer in Dir und hast keine Vorurteile

Yogaschüler glauben gerne, dass man als Yogalehrer in seiner eigenen persönlichen Entwicklung weit fortgeschritten sein muss. Dass man auf alles eine Antwort hat. Und dass einen nichts aus der Ruhe bringen kann. Außerdem sollte man als Yogalehrer auch eine hohe Akzeptanz für eigentlich alles mitbringen. Und Vorurteile jedweder Art solltest Du als Yogalehrer eigentlich auch nicht haben, da Yoga Akzeptanz und das Annehmen von Dingen irgendwie impliziert.

Was bedeutet das also für uns als Yogalehrer? Lerne, deine Meinungen, Vorurteile oder Anmerkungen für Dich zu behalten. Denn sie haben in deiner Yogastunde und bei deinen Yogaschülern nichts verloren. Wertungen sind ein absolutes No-Go. Egal, in welcher Yogastunde, egal in welchem Zusammenhang. Deine einzige Aufgabe während der Yogastunde ist es, für deine Schüler da zu sein und eine Stunde zu unterrichten, die deine Schüler begleitet. Dein eigenes Ego als Yogalehrer ist völlig out. Es geht nicht darum, was Du alles weißt, was Du gelernt hast, worauf Du selbst Lust hast – richte den Blick immer nach außen und schau, was deine Schüler in eben dieser Stunde brauchen.

Eigentlich ist sowas im Dienstleistungsbereich, in dem wir als Yogalehrer unterwegs sind, ja eigentlich Standard. Trotzdem bin ich manchmal ganz erschreckt darüber, wozu sich Yogalehrer so hinreißen lassen. Egal, ob Bemerkungen wie “Das geht ja gar nicht!” bis zu “Stell Dich nicht so an!” fallen… Wenn Du als Lehrer sowas zu deinen Schülern sagst, würde ich Dir ehrlich gesagt empfehlen, das Unterrichten zu lassen. Auch wenn Du das Gefühl hast, Du müsstest Stellung beziehen, tue es nicht. Glaub mir, deine Schüler werden Dich bald als jemanden wahrnehmen, der tatsächlich eine weite persönliche Entwicklung hat (oder zeigt).

Lies hier über meine Erfahrungen als Yogalehrerin:

5 Learnings aus meinem 1. Jahr als Yogalehrerin

4. “Du bist bestimmt super flexibel!”

Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz gehört habe. Komischerweise geht man automatisch davon aus, dass der Yogalehrer doch bestimmt super flexibel sein muss. Auch ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich in Yogastunden, die ich besuche, denke, “Komisch, mein Lehrer ist gar nicht so flexibel!”. Also, ihr seht, irgendwie besteht dieses Vorurteil auch in meinem Kopf.

Dabei ist das völliger Nonsense. Denn wie flexibel man ist, hängt nicht immer davon ab wie lange man schon Yoga macht. Kennt ihr diese Tage, an denen man denkt, heute geht bestimmt nichts in der Yogastunde, weil man sich total müde vom Tag fühlt? Komischerweise sind das bei mir die Tage, bei denen mein Körper meist superflexibel ist. An anderen Tagen freue ich mich total auf meine Stunde und fühle mich körperlich superwohl. Nur um dann festzustellen, dass die Vorwärtsbeuge heute wie bei einem Anfänger aussieht. Aber ich habe gelernt, es zu akzeptieren. Denn was deine Tagesform ist, kannst Du manchmal einfach nicht beeinflussen.

Darüber hinaus hat das Erarbeiten von Flexibilität auch mit Zeit zu tun. Je öfter und ausgiebiger Du Yoga übst, desto geschmeidiger wird dein Körper in den Asanas werden. Meine besten Zeiten habe ich, wenn ich selbst im Ashram bin und wirklich mindestens 3 Stunden am Tag Yoga übe. Klar, weil der Körper dann ständig in dem Yogamodus lebt und sich schneller adaptiert.

Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Punkte: deine körperliche Gegebenheit und deinen Geist. Nicht jeder Körper ist fähig, alle Asanas einzunehmen. Ich würde zum Beispiel nie die Länge haben, um meine Hände hinter den Füßen an den Handgelenken zu greifen. Nicht jeder Geist lässt genug los, um tiefer in die Asana einzutauchen. Ich hatte dieses Erlebnis einmal in meiner Yogapraxis.

Als junges Mädchen habe ich immer viel Sport getrieben. Ohne darauf zu achten, mich auch genug zu dehnen. Außerdem würde ich mich selbst wohl eher als eine Frau bezeichnen, die sehr gut Nein sagen kann. Meine Asana, die ich bis heute akzeptieren lernen muss, ist aber tatsächlich die Vorwärtsbeuge. Ich übte regelmäßig Yoga und fragte mich irgendwann, weshalb ich in der Vorwärtsbeuge eigentlich keine Fortschritte in der Flexibilität sah. Und genau in dem Moment, in dem ich dachte “Ach, was solls”, passierte es: Ich ließ los und landete mit der Stirn auf den Knien. Und es fühlte sich wunderbar an! Weil ich losgelassen hatte. Losgelassen, vom Ziele erreichen wollen.

Was habe ich daraus gelernt: Auch Yogalehrer kämpfen mit unterschiedlichen Gegebenheiten – egal, ob Tagesform, körperlich oder mental. Und nicht jeder Yogalehrer ist superflexibel!

5. Du kannst alle Yogaasanas in allen Variationen!

Auch das ein kleiner Trugschluss… Wenn man als Yogalehrer normalsterblich ist, nie Ballett getanzt hat, nicht 3 Stunden am Tag selbst mit dem Üben von Asanas zubringt, wird man wohl nie die gesamte Bandbreite der yogischen Variationen beherrschen. Also ich bin damit schon einmal raus… Auch schon bevor ich Mutter eines kleinen Sohnes wurde.

Ich kenne zwar einiges an Variationen und kann sie auch ansagen, aber das bedeutet nicht, dass ich sie alle beherrsche. Ich habe einmal in der Ausbildung gelernt, dass man als Yogalehrer nicht die Asana beherrschen muss, um sie anzusagen. Meine Meinung ist aber tatsächlich eine andere: wenn ich selbst nicht weiß, worauf ich in der Asana achten muss, welche kleinen Veränderungen es manchmal braucht, um die Asana zu meistern, kann ich sie meinen Schülern auch schlecht vermitteln.

Also arbeite und übe ich an mir selbst, bis ich den Eindruck habe, den Dreh raus zu haben. Denn einige Asanas haben nichts mit Kraft zu tun. Die Krähe zum Beispiel. Viele nehmen an, dass sie nicht die Kraft in den Armen haben, die Krähe zu halten. Tatsächlich geht es bei der Krähe aber darum, den Punkt der Mitte zu finden. Dann fällt die Krähe plötzlich ganz leicht. Und das gilt für viele Asanas. Es ist nicht allein die Kraft, manchmal ist es dieser Punkt der Mitte, den man finden muss.

Und bis dahin gilt: ich übe an mir selbst an den Variationen, bis ich mich wohl dabei fühle, meine Erfahrungen an meine Schüler weiterzugeben.

Du kennst das als Yogalehrerin oder hast Dich mal dabei erwischt, wie Du bei Dir dachtest, dein Yogaleher müsste das doch können? Dann bin ich gespannt, davon zu hören.

Karoline

Seit 17 Jahren selbst praktizierende, ausgebildete Yogalehrerin mit einem Hang zur Nachhaltigkeit.

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